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DZT- Wanderung 11. Tag Rothenburg ob der Tauber Richtung Herbolzheim

Montag, 17.08.2009, um 8 Uhr 45 –Rothenburg ob der Tauber Richtung Herbolzheim
 
Nach dem Frühstück mußten wir uns erst mit weiteren Wanderkarten eindecken. Also suchten wir zuerst eine Buchhandlung auf, um die Anschlußkarten zu organisieren.
 
Aus Rothenburg ging es dann entlang eines Radwegs in Richtung Steinsfeld hinaus, wobei wir immer wieder von leichten Regenschauern überrascht wurden. Es war für zwei Stunden an der Tagesordnung die Regenschirme aus- und wieder wegzupacken.
Von Steinsfeld folgten wir dem Jakobsweg an Endsee vorbei bis nach Habelsee. In Endsee kehrten wir in einer alten Dorfwirtschaft ein. Der Wirt hatte auch eine Schreinerei und hüpfte herum wie Rumpelstilchen. Er erzählte uns von Rothenburg o.d.Tauber, wie die Altstadt während des 2. Weltkriegs mit Phosphorbomben angegriffen und komplett zerstört wurde. Er wäre damals als Geselle mit einem Pferdewagen voll mit neuen Fenstern nach Rothenburg unterwegs gewesen. Als es dann zu dem Angriff auf Rothenburg kam, hätten die Pferde gescheut und er mußte schnell den Wagen abspannen, damit die Ware nicht beschädigt wird, falls die Tiere durchgehen sollten. Kaum hat er die Pferde ausgespannt gehabt, wären sie nicht mehr zu halten gewesen und galoppierten mit ihm in der Mitte (er konnte sich grad so am Geschirr festhalten) nach Hause. In Endsee angekommen, hätte der Bürgermeister die Pferde zum stehen gebracht. Er selber kam noch so mit dem Schrecken davon. Später wäre der Meister mit einigen Gesellen und ihm nach Rothenburg gefahren, um zu schauen, ob die Fenster auf dem Wagen noch Heile geblieben sind. Die Fenster waren ganz geblieben aber Rothenburg stand in Flammen. Keiner konnte den Brand löschen.
Es war sehr ergreifend mit welchem Lebensmut dieser älterer Herr über die Vergangenheit sprach und welche Entbehrungen seine Familie und er überstehen mußten. Vater fiel im Krieg und die Mutter mußte sich mit 9 minderjährigen Kindern durchschlagen. Er kümmerte sich als Ältester mit der Mutter zusammen um die Geschwister. Geht nicht – gibt´s nicht, war damals die Devise, die auch noch heute gilt und die manch einer beherzigen sollte, bevor er zu jammern anfängt.
Nach dieser kleinen Geschichtsstunde ging es weiter über Habelsee in Richtung Mörlbach. Hier wurden wir vom Dorfbäcker, der uns auf einem Mofa (das nicht richtig laufen wollte) entgegengefahren kam, begrüßt. Er fragte gleich woher wir kommen und wohin wir wollen. Wir erzählten ihm die Story und er war auch hellauf begeistert. Gab uns einen Tipp, wir wir das Dorf umgehen können. Auch erklärte er uns den Wirtschaftsweg durch einen nahegelegenen Wald, über den würden wir Pfaffenhofen viel schneller und schattiger erreichen. Da es wieder so heiß wurde, war uns dieser Tipp natürlich äußerst willkommen.
Von Pfaffenhofen ging es nach Ergersheim. In Ergersheim selber waren am Wegesrand Birnbäume gepflanzt und wir konnten nicht widerstehen. Also pflückten wir uns gleiche welche und vernaschten sie zugleich. Die Birnen waren erfrischend und gaben neue Kraft.
Aus Ergersheim hinaus ging es Richtung Kehrenberg über den wir unbedingt noch wollten.
Ein Ergersheimer meinte nur, dass wir besser vor Ort übernachten sollten, da ein Gewitter zu erwarten wäre und es noch ein schönes Stück zum laufen ist. Er wisse nicht, ob es auf der anderen Seite gleich Übernachtungsmöglichkeiten gäbe.
Wir dachten an unser Endziel und meinten, dass wir es versuchen werden ansonsten müssten wir halt so lange laufen bis wir eine Übernachtungsmöglichkeit fänden.
Gesagt, getan, es ging weiter Richtung Gipswerk am Dachsberg. Am Dachsberg angekommen war die Beschilderung nicht sehr ideal und wir mußten einen Mountainbiker nach dem Weg über den Berg fragen. Dieser zeigte uns den richtigen Weg und meinte auch, dass es noch ein beträchtliches Stück bis nach Herbolzheim hinaus ist.
Egal, wir laufen weiter dem Bocksbeutelweg hinauf durch den Wald. Der Anstieg wollte nicht aufhören. Immer wenn man meinte, dass wir jetzt oben sein müssten kam nach der nächsten Biegung wieder ein Aufstieg. Nichtsdestotrotz kamen wir auf dem Höhenkamm endlich an. Von dort aus führte ein Waldpfad den Berg herunter. Dieser Anfangs angenehme Pfad ging im weiteren Verlauf immer steiler den Hang herunter bis wir merkten, dass es sich um einen Dobel handeln muß. Es waren überall Spuren von Wild zu sehen. Da das Dickicht auch immer dichter wurde, war es mir doch nicht mehr so angenehm. Ich mußte an Wildschweine denken und hoffte, dass wir diesen Tieren hier nicht unbedingt begegnen müssten.
Nach einem endlosen Bergherunterlaufen kam endlich wieder ein normaler Weg. Dieser führte uns an kleinen Fischweihern und Obstgärten auf das freie Feld hinaus.
Kaum aus dem Wald herausgetreten, sahen wir was für dicke gelbschwarze Wolkenwände sich hinter uns auftürmten. Auf einmal peitschte ein Wind über die Fläche und es fing mit großen Tropfen an zu regnen. Wir holten blitzschnell unsere Regenschirme heraus und hatten gerade Glück. Ein paar Sekunden später und wir wären klitsch nass geworden. Es goss wie aus Eimern heraus. Wir liefen weiter, dann kam wieder der Wind auf, der uns die Schirme aus der Hand wegreißen wollte. Die Schirme schmiegten sich aber so gegen die Rucksäcke, dass sie vom Wind nicht weggerissen werden konnten. Als es dann zu blitzen und donnern anfing, bekamen wir doch ziemlich Respekt. Zum Glück war einige 100 m weiter ein Schuppen mit Unterstellplätzen für landwirtschaftliche Nutzmaschinen. Wir konnten uns dort in Sicherheit bringen und warteten bis das Unwetter vorbeigefegt war. So schnell es gekommen war, so schnell war es auch wieder weg und wir konnten nach Herbolzheim hineinlaufen.
Nach kurzer Suche fanden wir ein Landgasthaus mit einem wunderschönen Gästezimmer auf der ersten Ebene. Also mußten wir keine Treppen steigen. hurra.
Wir nahmen ein wunderbares Wildmenü zu uns mit fränkischem Rotwein. Hier hatten wir die günstigsten Preise im Bezug auf Bewirtung und Zimmer. Wir konnten es nicht glauben.
Superleistung zum sehr geringen Preis.
 
Resümee: Es war der schönste Tag trotz bewölktem Wetter, da wir auf dem Weg Menschen trafen, die sehr viel Herzlichkeit und Lebensfreude ausstrahlten, obwohl sie schlicht und einfach lebten, waren sie zufrieden. Diese innere Zufriedenheit war ansteckend und bewegte zum Überdenken der eigenen Ziele und Werte.
Wegstrecke: 30 km
Wetter: bewölkt, Regenschauer, 26°C 
Freizeitkarte 71 – Fritsch – Frankens gemütliche Ecke